Rückzug

Die letzte Nacht war traumlos.

Ich verbrachte sie allein.

Meine Freundin ist für zwei Tage nicht in der Wohnung, was für mich gleichsam auch etwas Urlaub bedeutet, denn ein Einzelgänger (wie ich es zu sein gewohnt bin) tut sich bei jeder Beziehung schwer, wenn die Stufe erreicht wird, in der die gemeinsame Wohnung zum Thema wird.

Nun ist meine Wohnung wirklich nicht „gemeinsam“, denn ist war schon vor der Beziehung meine Wohnung – wenn auch etwas groß für mich allein. Meine Freundin ist mehr oder weniger schleichend eingezogen.

Ich hätte nicht den Plan gefasst dies zu verhindern, dennoch muss ich (wenn ich ehrlich sein will) zugeben, dass mein bevorzugtes Beziehungsmodell lautet: unter der Woche allein und am Wochenende zusammen.

Vielleicht hatte ich deshalb immer viele Fernbeziehungen und verliebte mich nie in Mädels aus meiner Gegend oder in Arbeitskolleginnen usw….

Die mit Sicherheit bedeutendste Geste meiner Zuneigung ist es daher zweifellos, wenn man länger als nur für die Dauer eines Urlaubes zusammen mit mir in meiner Wohnung leben darf.

Nein, ich bin kein Egomane. Ich bin auch kein streitsüchtiger Kerl. In Wahrheit bin ich sogar sehr harmonieliebend (Streit gibt es bei mir so selten, dass man es auch bei mehrjährigen Beziehungen an einer Hand abzählen kann) und auch Eifersucht sucht man (bzw. Frau) bei mir völlig vergeblich, denn Eifersüchtig bin ich so wenig, dass es mir mehr als einmal schon als „Desinteresse“ an meiner Freundin vorgehalten wurde… doch das trifft nicht zu. Ich kann mit Eifersucht einfach nur nichts anfangen.

Also ist der einzige Grund, weshalb ich gerne allein wohne, nicht der, dass so schwer mit mir auszukommen wäre, sondern weil ich einfach die Einsamkeit und die Ungestörtheit liebe.

Dieser Blog ist ein hervorragender Indikator dafür, denn auch bloggen kann ich nur, wenn ich mich ungestört, allein, unbeobachtet und einfach abgeschieden fühle. Wenn meine Freundin jederzeit hinter mir stehen könnte oder alle paar Augenblicke durch das Wohnzimmer rennt… dann fühle ich mich einfach nicht in Stimmung meine Gedanken zu verschriftlichen.

Dann befinde ich mich oft auf dem Rückzug nach innen… oder ziehe mich in virtuelle Welten zurück. Es ist eine Flucht, ganz klar.

Ein schlechtes Gewissen begleitet mich fast immer dabei, denn eigentlich liebe ich meine Freundin doch und da fühlt es sich nach den Maßstäben einer Betrachtung von Außen einfach falsch an sich zurückzuziehen… aber mein Innerstes nimmt darauf keine Rücksicht und ich spüre ganz deutlich was es will.

Nein, es hat auch nichts mit der Person meiner Freundin zu tun, denn bei all den vielen Beziehungen, die ich schon führte, war dieses Gefühl bei allen Beziehungen, bei denen es eine Zusammen-Wohnen-Phase gab, gleich.

Vielleicht bin ich auch einfach nur sozial inkompetent.

Hinterlasse einen Kommentar