Der psychatrischen Klinik entkommen…

Ein seltsamer Traum war das.

Der Ort, die ganze Gegend, war mir unbekannt und ich war auch wesentlich jünger, als ich es in Wirklichkeit bin.

Aus irgendeinem Grund wurde eine gute Freundin von mir (die es in der Realität aber auch nicht in dieser Version gibt) in eine geschlossene Psychatrie eingeliefert und dort in so einem filmtypschen schneeweißen Raum ohne Möbel und Fenster aber dafür mir gut gepolsterten Wänden eingesperrt.

Ich weiß noch, dass ich in meinem Traum sehr verliebt in sie war… doch die Liebe wurde nur als gute Freundschaft erwidert. Nun, wenigstens das kenne ich schon aus meinem eigenen realen und sehr bewegten Leben.

Um sie nicht allein zu lassen wollte ich in diese Anstalt, die mitten in einem Waldgebiet auf einer ausgedehnten Lichtung lag  und von einem weitläufigen Stacheldrahtzaun umringt war, einbrechen.

Ich fuhr des Nachts mit dem Auto bis in den Wald… ja, „in“ den Wald, denn ich fuhr so lange, wie mein Auto noch zwischen den Bäumen hindurch kam und erst dann ging ich zu Fuß.

Alle paar Meter musste ich Deckung nehmen, weil überall Wachen mit Waffen im Anschlag herumliefen und Kontrollgänge machten. Am Zaun angekommen prüfte ich, ob er elektrisch geladen ist und weil das nicht der Fall war, schnitt ich mir eine Einstiegsschneise, die ich nach durchtreten wieder mit Drah verband um mein Eindringen bei Zaunkontrollen unbemerkt zu hinterlassen.

Durch verschiedene Türen und Gängen, immer im toten Winkel der Überwachungskameras und außerhalb von anderen Sensoren schlich ich mich durch das Gebäude bis ich endlich die Tür zu dem Deeskalationsraum vor mir hatte, in welchem ich meine Freundin vermutete.

Wie ich durch die Türe gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Die Türe war jedoch schadlos geblieben, als ich endlich in der Gummizelle stand und meine Freundin sah, die zusammengekauert in einer Ecke saß und den Boden anstarrte.

Ich nannte sie bei ihrem Namen, doch sie reagierte nur sehr zögerlich.

Offensichtlich hielt sie mich für eine Wahnvorstellung.

Ich habe versucht sie von meiner Echtheit zu überzeugen, indem ich von Dingen erzählte, die sie zwar nicht wissen konnte, von denen sie aber wusste, dass sie der Wahrheit entsprechen. So schaffte ich es dann sie doch noch davon zu überzeugen, dass ich wirklich war und dass ich auch wirklich hier bei ihr war.

Doch Zeit sich in die Arme zu fallen blieb nicht, denn ein Schlüsselbund machte sich deutlich vernehmbar auf der anderen Seite der Tür daran selbige zu öffnen.

Ich war in Panik. Wo sollte ich mich in einem Raum verstecken, in dem es nichts als nur weiße Wände gibt? So verbarg ich mich (da die Tür nach innen aufging) genau dort an der Wand, wo die Türe mich verdecken würde… und wenn man sie nicht zu weit öffnete, würde auch niemand bemerken, dass ich dahinter stand.

Ein Pfleger kam herein und zwang meine Freundin ein paar Medikamente zu nehmen, wessen sie sich mit Leibeskräften erwehrte. Ich konnte ihr jedoch nicht helfen und mich zu verraten und damit unsere geplante Flucht in Gefahr zu bringen. So sah ich also ohnmächtig zu, wie ihr die Pillen hintergezwungen wurden und nur ein paar Augenblicke später sank sie dann wie betäubt in sich zusammen.

Der Pfleger verließ indes jedoch nicht den Raum, sondern vergewisserte sich nur mit einem Blick auf den Gang vor dem Raum, dass niemand sonst zugegen war. Dann ging er wieder in den Raum und baute sich vor meiner Freundin auf.

Er knöpfte sich die Hose auf und war ganz offensichtlich Willens meine Freundin in ihrem widerstandsunfähigen Zustand zu missbrauchen.

Das konnte ich nicht zulassen, egal was mit der Flucht wurde. Sowas kann man sich einfach nicht tatenlos ansehen.

Also schlich ich mich hinter der Tür hervor, während der Pfleger noch mit Gürtel und Hose beschäftigt war. Ich trat hinter den Mann und umfing für ihne völlig überraschend seinen Hals mit meinem Arm und drückte fest zu.

Natürlich wehrte er sich, hatte dabei jedoch schon bald den letzten Sauerstoff in seinem Körper verbraucht und sank alsbald bewußtlos zu Boden. Getötet habe ich ihn nicht, sondern ich ließ ihn bewusstlos liegen und schnappte mir zuerst seine Schlüssel und seine ID-Card bevor ich dann meine bewusstlose Freundin über meine Schulter legte und die Flucht begann.

Es ging eine ganze Zeit lang gut ohne dass ich bemerkt worden wäre. Doch kaum am Zaun angekommen, wo ich wieder die von mir geschnittene Schneise benutzen wollte, ging der laute Alarm los.

Der Pfleger musste entweder aufgewacht oder entdeckt worden sein.

Ich vergaß alle Deckung und Tarnung und brach durch den Zaun, meine Freundin hinter mir her ziehend. Auf der anderen Seite angekommen warf ich meine Freundin wieder über meine Schulter und rannte so schnell wie möglich in den finsteren Wald hinein, als ich schon die Hunde und die Stimmen der Wächter hörte.

Im Wald schloss sich dann eine wilde Hatz an, wobei ich eigentlich nur orientierunglos zwischen den Bäumen hindurch rann ohne meine Verfolger wirklich sehen zu können. Ich hörte nur Rufe und Gebell und sah den Schein von Taschenlampen, wie er zwischen den Bäumen hindurch ging.

Ich rannte und rannte und rannte, bis zu der Stelle, an der ich mein Auto verlassen hatte. Das Auto war jedoch verschwunden und eine breitere Spur im Waldboden lies den Verdacht aufkommen, dass es von einem größer motorisierte Vehikel umgesetzt worden war.

Nun stand ich da. Eine bewusstlose Herzensperson auf der Schulter und ohne Fluchtmöglichkeit aber mit jeder Menge Verfolgern im Rücken.

So rannte ich weiter und weiter und ich weiß nicht wie lange. Irgendwann kam ich an eine Straße und als ich dieser Straße entlang lief kam ich zu einem einzelnen Gehöft, dass unweit davon stand. Es war gut erhalten, jedoch verlassen.

Ich fand ein paar Decken, in die ich meine Freundin hüllte. Ich schrieb ihr auf einem Stück abgerissener Tapete, dass ich sie befreit und hier her gebracht hätte. Ich riet ihr nicht nach Hause zu gehen und auch nicht zu mir oder anderen Bekannten, weil damit zu rechnen wäre, dass sie dort zuerst suchen würden.

Ich legte ihr alles Geld dazu, das ich vor meiner Flucht auch nur irgendwie hatte locker machen können und ich beendete meinen Text mit Worten, die ich nicht mehr genau weiß, aber sinngemäß etwas, dass wahre Liebe nie fragt, ob sie erwidert wird und es darauf letztenendes auch nicht ankäme. Allein was man für diese Person tut zählt.

Ich ließ sie allein in dem verlassenen Bauernhaus zurück und floh mit einem Stück ihrer Kleidung an eins meiner Unterbeine gebunden das Haus in zur Psychatrie entgegengesetzter Richtung.

Meine Absicht war es die Spürhunde auf meine (bzw. vermeintlich „unsere“) Färte zu locken, was auch wie gewünscht funktionierte.

Doch meine Luft ging mir irgendwann aus und das Seitenstechen und die Schmerzen in der Lunge wurden unerträglich, als ich endlich an eine Bahnstrecke gelangte.

Dort lief ich auf dem Gleisbett entlang und war mir dabei mehr und mehr gewahr, dass meine Flucht aussichtlos sei. Früher oder später hätten sie mich… und wenn nicht die Wächter, dann doch wenigstens die Hunde.

Es gab nur eine Möglichkeit. Niemand (außer der Pfleger, der mich aber nicht gesehen hatte, sondern nur meinen Arm, der um seinen Hals lag) wusste dass ich an der Sache beteiligt war. Ich kombinierte, dass die Verfolger wohl davon ausgingen, dass sie allein meine Freundin verfolgten.

Am Ende des für mich sichtbaren Schienenstrangs näherten sich schnell drei Lichter, die in einer an ein Dreieck erinnernden Position zueinenader angeordnet waren.

Ein Zug kam mit großer Geschwindigkeit auf mich zu.

Ich fasste meinen Entschluss.

Man würde nur noch Blut, Fleisch und Knochen finden und bis sie irgendwann einmal gerichtsmedizinisch bemerkten, dass all dieses organische Material nicht von meiner Freundin stammt, wäre sie schon längst erwacht und über alle Berge.

So blieb ich stehen und wartete auf den Zug.

Ich dachte an meine Freundin und daran, dass sie ein glückliches Leben haben möge… und dann war der Zug da.

Als ich erwachte war es noch mitten in der Nacht. Ich wusste sofort, dass ich nur geträumt hatte, doch in meinem Herzen fühlte ich noch für einige Augenblicke genau dieses Gefühl der alles überwältigenden Liebe in mir.

Ein Gefühl, dass ich auch aus dem realen Leben kennte, mir jedoch seit Jahren schon verbiete, denn sie betreffen leider nicht meine Partnerin.

Aber das ist eine andere Geschichte.